Jeden ersten August fängt die grosse Knallerei wieder an. Wer die Augen schliesst, könnte sich glatt im Kriegsgebiet wähnen.
Den ganzen Tag hört man Knaller und Heuler, abgefeuert von Knirpsen oder Jugendlichen. Die Erzieher der Knirpse tolerieren es offenbar. Rücksicht ist ja schon ein unbekanntes Fremdwort geworden und dumme Kinder werden meistens von dummen Eltern gezeugt, ist ja legitim!
Was die Knallerei mit dem National-Feiertag gemeinsam haben soll, ist mir ein Rätsel. Schliesslich hatten sie zur Gründungszeit der Eidgenossenschaft noch keine Gewehre, sondern eher Schwerter und Hellebarden.
«Heil dir Helvetia», wenn die Farbenpracht des Feuerwerks, erzeugt mithilfe hochgiftiger Schwermetalle, Barium und Strontiumsalze, Polyvinylchlorid (PVC) – Materialien, die man aus dem Chemielabor als Sondermüll entsorgt – in die Atmosphäre entweicht. Und «Betet, freie Schweizer», denn all dies regnet zusammen mit Schwefeldioxid und Dioxin aufs Vaterland nieder. Was für ein Hohn ist da eine Umweltgesetzgebung, die es verbietet, im Schwedenofen ein lackiertes Stuhlbein zu verbrennen!
Reden wir mal nicht von jenen, die sich an der Knallerei freuen und daran Geld verdienen, sondern von jenen, die darunter leiden: von allen lärmempfindlichen und älteren Menschen. Soll man sie über die Tage vor und nach dem 1. August etwa in den Luftschutzkeller schicken?
Oder reden wir von den Haustieren. Der weitaus grösste Teil von ihnen leidet vor sich hin, stundenlang hechelnd mit mehrfach hoher Herzfrequenz, oft über Tage gestresst. Und vergessen wir ja nicht diejenigen Tiere, die ungeschützt der Knallerei ausgesetzt sind: Vieh, Vögel, alle wild lebenden Tiere. Kann dieses Leiden einem mit Empathie ausgestatteten Menschen egal sein?
Nun gut, die Spass- und Party-Gesellschaft lässt wieder einmal grüssen. Dumm macht eben was Spass macht, ohne Rücksicht auf Viecher, Umwelt und Mitmenschen.
Auch würde ich darauf wetten, dass nach Mitternacht noch etliche Böller und Raketen zu hören sind. Die Vollidioten drehen dann erst richtig auf! Einige feuern Böller in den frühen Morgenstunden ab, um ganz bewusst die Gesellschaft zu ärgern.
Andere werden sich wiederum verletzen, bei ihrer Knallerei. Sofern sie nur sich selbst und keine unbeteiligten Leute verletzen, ist es voll okay. Selber schuld und einige weniger, welche nächstes Jahr wieder Böller abschiessen!
Die abgerauchten Vulkane und Raketen lässt man natürlich liegen. Irgend jemand wird sie ja schon entfernen. Falls es später regnet, wird der ganze Feuerwerk-Dreck Boden und Grundwasser verseuchen. Aber kein Politiker würde hier Handlungsbedarf sehen, möchte man doch vor allem wieder gewählt werden. Umwelt ist da eher nebensächlich.
Die diversen, heuchlerischen Reden und Ansprachen unserer Politiker, nerven mich ebenso. Aber zum Glück muss ich diese nicht anhören, wie leider zwangsweise die Knallerei.
Die Politiker schwafeln Schall und Rauch, welcher schon Minuten später verpufft sein wird. Sie erwähnen Ereignisse aus längst vergangenen Tagen resp. hunderten von Jahren, als ob die Zeit seit damals stehen geblieben wäre. Wenn man für die aktuellen Probleme keine Lösung hat, lenkt man eben ab, erzählt von uralten Heldentaten der alten Eidgenossen!
Alle die rücksichtslosen, egoistischen Trottel der Spassgesellschaft, welche an diesem National-Feiertag ungeniert Lärm und Dreck hinterlassen, sind das traurige Abbild eines Landes und dessen Bevölkerung, welches die besten Zeiten längst hinter sich hat.
Dass man diese vorwiegend in den Multikulti-Agglos im verstädterten Mittelland findet, erstaunt mich nicht! Schweizer Tugenden findet man lediglich noch in abgeschiedenen Bergdörfern, wo sie sich fern von fremden Einflüssen und Kulturen, erhalten konnten. Dort werde ich sicher auch meinen nächsten ersten August verbringen.
Einen ruhigen zweiten August wünsche ich noch!